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Kleine Affen, Tolle Riffe und Lustige Leute in den Visayas

A little travel writing in German, to make sure I don’t quite forget how to use my native language….

Im Landeanflug auf Mactan sehe ich einige hundert Meter unter mir den Küsteverlauf der tropischen Insel: Eine üppige dunkelgrüne Landschaft mit darübergestellten Häuschen und Strassen erstreckt sich der Küste entlang. Direkt am Meer sehe ich ein paar dicken Resortanlagen une einen gelegentlichen Bootssteeg. Ein dünner Sandstrand trennt an den meisten Stellen das Land vom Pazifik; die ersten etwa fünfzig Meter meerwärts glänzt das türkisblaue flache Riffdach, danach wird das Meer tief und tiefblau. Bunte Auslegerboote dümpeln unweit des Ufers im Wasser.

Wenige Minuten später stehe ich einige hundert Meter weiter unten in der Ankunftshalle des Mactan International Airport, und schlendere mit meinem Gepäck – hauptsächlich Tauchausruestung – dem Ausgang zu. Zwei hübsch uniformierte junge Damen hinter dem Infostand eines Luxushotels das ich mir nicht leisten kann lächeln mir herzlich zu. Die tiefdunklen Augen der beiden Inselschönheiten strahlen. Die Freundlichkeit kommt hier selbst in Flughafenankunftshallen ehrlich rüber.

Allerdings war es hier nicht immer so freundlich gegenüber Reisenden aus Europa, die sich in früheren Zeiten auch viel rauher benommen hatten als die Taucher und Asienreisenden die mit mir zusammen in Mactan eintrudeln. Der portugiesische Rowdy und Segler Ferdinand Magellan kam nicht mit Atemregler und Fotokamera im Gepäck nach Mactan, sondern mit Säbeln und Kanonen. Schnell hatte er sich mit einem Häuptling der Nachbarinsel Cebu verbündet und wollte dem Herrscher von Mactan, Lapu Lapu, zeigen wo der Bartel den Most holt (Die einheimische Variante des Mosts heißt übrigens Tuba, wird aus Kokospalmen-Saft hergestellt, schmeckt sehr ähnlich und hat auch ähnliche beschleunigende Auswirkungen auf die Verdauung). Der schwerbewaffnete Ferdinand wusste dann doch nicht so genau wo dieser zu holen war, hatte bei Ebbe mit seinem kanonenbestückten Schiff zu weit vom Schlachtfeld weg geparkt, und hatte überhaupt mit seiner schweren Rüstung Schwierigkeiten an Land zu kommen. Häuptling Lapu Lapu, der heutzutage muskelbepackt und überlebensgroß in einem Denkmal in Mactan verewigt ist, konnte das Scharmützel gegen Magellan & Konsorten daher schnell für sich entscheiden, und Ferdinand blieb tot am Strand liegen.

Ich selbst benehme mich auf Auslandsreisen immer friedlich, und lächle lieber zu den Luxushotelinfostandschönheiten zurück bevor ich mir vor dem Flughafengebäude ein Taxi herbeiwinke. Im Jahre 2016 gibt es keine kriegerische Auseinandersetzung zwischen Mactan und Cebu mehr, Mactan ist inzwischen ein Vorort von Cebu City, der zweitgrößten Stadt der Philippinen, geworden. Zwei einen Meeresarm überspannende Brücken trennen den chaotischen Verkehr in Mactan vom fürchterlicher Verkehr in Cebu City. Wie immer fängt der Taxifahrer schnell ein Gespräch an, und wie immer wundert er sich nicht schlecht als ich auf Visayan antworte. Die Philippinen sind ein multilinguales Land, wobei Tagalog im Norden, um Manila gesprochen wird, und Visayan (oder Cebuano) im Osten und Süden. In den Provinzen dazwischen gibt es noch dutzende verwandte Sprachen, die alle eine austronesische Basis mit einem in der Kolonialzeit angeeigneten spanischen Vokabular vereinen. In isolierten Bergregionen werden auch noch einige komplett unterschiedliche Sprachen von auch kulturell/ethnisch ganz unterschiedlichen Stämmen gesprochen. In dieser Pazifisch-Babylonischen Sprachverwirrung sprechen erfreulicherweise fast alle Filipinos zumindest etwas Englisch. Und irgendwie, zwischen Visayan und Englisch vermittle ich dem freundlichen Taxifahrer meinen Plan für die nächsten Wochen: Eine Rundreise durch die Inselwelt der Visayas, erste Station Cebu City.

Nur wenige Kilometer vom fast dörflich anmutenden Strandleben und den staubigen Straßen von Mactan entfernt präsentiert sich Cebu City als moderne Großstadt. Die Ayala Mall in der Stadtmitte könnte auch in Los Angeles zu finden sein. Auf der Dachtrasse von Ayala und in upper-class Stadtteilen wie Lahug kann man ausgezeichnet essen. Unbedingt probieren sollte man das „Lechon Babuy“, den philippinischen Schweinsbraten, und die Körbe voller saftiger Shrimps in Currysauce. Das Nachtleben in Cebu City gibt Gas. Auch hier gibt es ein Stadt-Land Gefälle in den Philippinen. Die Landbewohner dröhnen sich mit Starkbier („Red Horse“) und einer Rhum-Sprite Mischung zu, während der urbane philippinische Mann von Welt sich mit Whiskey die Kante gibt. Johnny Walker ist hierzulande so beliebt dass es eine eigene „Philippines Edition“ gibt, komplett mit einer Karte des Inselstaates am Etikett. Cebu City ist sicher keine Postkartenfoto-Traumdestination des Städtetourismus wie Venedig oder Paris, aber es lässt sich dort durchaus für ein paar Tage Spaß haben.

Am nächsten Tag bei der Fahrt Richtung Norden wird es alle paar Kilometer ländlicher. Die Shopping Malls, Handyreparaturgeschäfte und Pfandleiher werden immer weniger, der Verkehr immer weniger hektisch. Sich badende Wasserbüffel, Zuckerrohrfelder und Obststände werden immer zahlreicher. Es wäre ein Fehler bei den Obstverkäufern nicht stehenzubleiben. Ich nehme an dass auch der noch nicht asienbereiste Leser schon einmal eine Banane oder eine Mango gegessen hat: Aber, dass kann ich versichern, tropisches Obst aus dem europäischen Supermarktregal oder aus dem philippinischen Obstmarkt ist ganz und gar nicht das selbe! Die Bananen sind keine steifen, trockenen Stärkestücke mit fester Schale die an der Frucht klebt. Nein, die Bananen hier sind geschmacklich und von der Konsistenz viel näher an einem dicken Pudding dran. Und die Mangos! Nie würde man ein Messer brauchen um das Fruchtfleisch vom Kern runterzuschneiden. Die Schale geht ohne Mühe ab, und das orange Fleisch zergeht fasrig-süß auf der Zunge.

Und dann gibt es noch Obstsorten die man in Europa gar nicht findet. Jackfruit, Mangostin, und Rambutan erfreuen den Gaumen des Obstfeinschmeckers, alle mit eigenen, interessanten Geschmäckern. Mein Lieblingsobst ist die Atis, eine Frucht die wie ein Tannenzapfen aussieht, aber wie ein saftiger Vanillepudding mit Kernen schmeckt. Die Jackfruit ist eine dermaßen riesige Frucht sodass man zwei Arme braucht um eine aufzuheben. Die Frucht wird in Scheiben geschnitten, und enthält hunderte steinige Kerne die jeweils zwiebelartig mit gelbem süßen Fruchtfleisch umgeben sind. Nach einer ordentlichen Jackfruitjause hat man mit schwer durch den Fruchtsaft verklebten Fingern zu kämpfen, die man am besten durch Zitronensaft wieder sauber kriegt. Jeder Besuch bei den Obstständen wird zum Erlebnis.

Der selbst nicht gerade zierliche Autor mit einer ebenfalls ordentlich großgewachsenen Jackfruit.

An den Obstständen vorbei, nach etwa vier Stunden Fahrt, an der Nordspitze Cebus angekommen steige ich über kantige Felsen und einen wirklich schmalen Holzsteg in eine Fähre, eine Banka, ein traditionelles philippinisches Auslegerboot. Am Horizont, etwa 20 Minuten Überfahrt entfernt, ist Malapascua, eine kleine Sandinsel mit einer ganz besonderen Spezialität: Man kann dort Fuchshaie beobachten. Diese Haie sind an und für sich nicht besonders selten, aber meist im offenen Meer und in Tiefen anzutreffen, die unter dem Limit für Sporttaucher liegen. In Malapascua besuchen die Haie mit der ungewöhnlich langen Schwanzflosse aber ein Riff in nur etwa 25 Meter Tiefe, um sich von spezialisierten Puzerfischen die Parasiten vom Leib beißen zu lassen. Der vorsichtige und ruhige Taucher – die Fuchshaie mögen keine Tauchlampen, Blitze, oder hektisches Herumschwimmen – können diese eleganten Tiere in Malapascua täglich bei der Körperpflege beobachten. Man muss dazu noch vor Sonnenaufgang aufstehen und schlaftrunken auf ein Tauchboot wanken, um dann mit den ersten Sonnenstrahlen ins Meer zu springen und sich vor den von den Haien frequentierten Putzerstationen in Position zu bringen. Die Haie als Tiefseefische mögen es gerne dunkel, und die Chance sie zu beobachten ist in den frühen Morgenstunden größer. Bei diesen Tauchgängen wache ich meist erst wirklich auf wenn ich ins Wasser springe, aber es ist jedesmal ein Erlebnis diese tollen Raubfische aus nächster Nähe zu beobachten!

Auch nach dem Tauchen ist Malapascua eine angenehme Insel. Sie ragt kaum höher als ein Dutzend Meter über dem Meer, und ist zum größten Teil nur eine breite weiße Sandbank. Am Horizont sieht man die Berge Leyte’s, und jeder Sonnenuntergang badet den Himmel in eine neue Kombination von leuchtend roten, orangen und gelben Wolkenschlieren. Die touristische Infrastruktur der Insel ist in den letzten Jahren stark gewachsen, aber es gibt immer noch genug charmante Standrestaurants und Bars wo sich Taucher gegenseitig über ihre letzten Fuchshaisichtungen vorschwärmen können.

Einer der berühmten Fuchshaie in Malapascua. Diese Fische mögen keine Blitze und sind ganz außergewöhnlich schnelle Schwimmer. Deswegen sind diese Fische wirklich, wirklich schwer zu photographieren!

Nach einer Woche mit Fuchshaien und sonnenuntergangbegleitenden Cocktails geht es wieder zurück nach Süden, ans andere Ende von Cebu. Die Fahrt entlang der langgestreckten Insel sieht auf der Karte kürzer aus als sie es in der Realität des philippinischen Verkehrs dann wirklich ist. Besonders südlich von Cebu City gibt es nur eine zweispurige Straße, die manchmal auch durch das eine oder andere Dorffest fast komplett blockiert ist. Man kommt dann zwar eine Stunde lang fast gar nicht weiter, aber man kann der Dorfbevölkerung beim feiern zuschauen. Junge Burschen mit Baseballkappen, Familien die alle ihre Kindern auf ein Moped gepackt haben, und bereits am Nachmittag vom Starkbier illuminierte Opas ziehen an unserem im Stau steckenden Kleinbus vorbei. „It’s more fun in the Philippines“, selbst beim Verkehrsstau.

Reflektionen im Meer an der Küste Cebu’s bei Ebbe.

Unser Ziel ist Oslob, und dort erwarten uns eine andere Art von Haien, die Walhaie, die größten lebenden Fische auf unserem Planeten. Es sind dies zahnlose Filtrierer, die mit weit offenen Mund Plankton aus dem Wasser einsaugen. Die flache Bucht von Oslob wurde schon immer von diesen Riesen besucht, aber seit einigen Jahren werden die Tiere auch durch anfüttern zum Gaudium der Touristen angelockt. Dabei werfen ehemalige Fischer aus dem Ort Oslob von kleinen Ausleger-Ruderbooten aus Hände voll Shrimps ins Meer, die von den Walhaien gierig verschlungen werden. Die Fütterung findet jeden Vormittag statt, zu Mittag schwimmen die Haie aus der Bucht von Olsob weg, in andere Meeresgegenden. Es ist ein tolles Erlebnis, diesen Riesenfischen so nahe zu kommen!

Das Anfüttern der Walhaie hat zu einer Kontroverse geführt, bei der sich besonders meeresbiologisch unbedarfte aber dafür moralisierend tierrechtsbewegte Zeitgenossen hervorgetan haben. Allerdings sind die wilden Spekulationen dass das Füttern zu dramatischen Folgen für das Wohlergehen der Haie führen sollen nicht wissenschaftlich untermauert. Was sicher der Fall ist, ist das durch die Touristen die in Oslob die Walhaie bewundern wollen die ehemaligen Fischer Oslobs jetzt ein reges Interesse daran haben, dass diese Fische am Leben bleiben! Das ist keine Kleinigkeit in einem Land in dem sonst vom Mantarochen bis zur Schnecke alles aus dem Meer geholt und gekocht oder gegrillt wird.

Ein paar Walhaie lassen es sich in Oslob, Cebu, schmecken.

Von Oslob aus bringt mich eine weitere kurze Fährenfahrt über eine Meeresenge die so eng ist dass man sie auch durchschwimmen könnte auf die benachbarte Vulkaninsel Negros. Von der Fähre aus hat man einen tollen Ausblick auf Mount Talinis, einen von Negros’ Vulkanen. Diese große Insel ist über 2400 Meter hoch, und in zwei Provinzen aufgeteilt. Die Hauptstadt von Negros Oriental, im östlichen Teil von Negros, ist Dumaguete, wo ich bald mit der Fähre ankomme. Die sympathische kleinstädtische Atmosphäre und die gute Infrastruktur haben eine Menge europäischer und amerikanischer Pensionisten angelockt, die hier im Warmen ihren Lebensabend verbringen und bei Meeresblick über die besten Würste in Dumaguete diskutieren. Dieses kulinarisch versierte Publikum führt dazu, dass man in Dumaguete von ebendiesen deutschen Wurstprodukten bis zur original italienischen Pasta und Schweizer Käse alles zu kaufen bekommt, was der mitteleuropäische Gaumen begehren könnte. Dumaguete ist wohl der weltweit einzige Ort wo man mit Ausblick auf einen aktiven Vulkan eine bayrische Weisswurscht speisen kann.

Dumaguete und das benachbarte Dauin mit seinen vielen Tauchzentren sind gute Ausgangspunkte für eine Erkundung von Negros und seiner Unterwasserwelt. Die immer noch recht dünn besuchten Strände von Dauin sind dunkel, der Sand ist aufgeriebene Lava der massiven Vulkanen im Hinterland der Insel. Wenn man ein paar Züge in das angenehm warme Meer hinausschwimmt und nach unten schaut, sieht man oft weiter … Sand, mit nur etwas Seegras und ein paar Korallenblöcken dazwischen. Nicht viel zu sehen unterwasser in Dauin? Ganz und gar nicht! Diese vulkanbraunen Sandflächen sind für Taucher mit geübten Augen alles andere als langweilig. „Muck diving“ ist angesagt, langsames Tauchen bei dem man ständig nach den ungewöhnlichen, kleinen und seltenen Tieren sucht, die sich im Sand verstecken. Es lässt oft auch Zeitgenossen die seit Jahrzehnten die Weltmeere betauchen in Begeisterung ausbrechen, und an den Bars der Tauchresorts in Dauin hört man viele Geschichten von enorm schwer zu findenden und sletsam aussehenden Krabben oder Meeresnacktschnecken.

Dauin 2018
Eine Stunde mit dem Boot von Dauin entfernt ist Apo Island. Um Apo herum findet sich ein klassisches Korallenriff, eines der schönsten welches man in den Philippinen findet. Hirn und Geweihkorallen, Weichkorallen in diversen Rottönen, Peitschenkorallen und Fassschwämme bedecken fast jeden Quadratmeter um Apo herum, ausgenommen davon ist leider die 2011 von einem Typhoon zerstörte Ostseite. Trotzdem ist Apo Island aber eine der umweltpolitischen Erfolgsgeschichten in den Philippinen. Der Meeresbiologe Angel Alcala, der Silliman Universität in Dumaguete setzt sich schon seit den 70ern für einen Schutz der Riffe um Apo ein. Die Bemühungen des Professors haben stets die Bewohner von Apo in den Umweltschutz eingebunden, und sie sind die einzigen die dort noch, mit traditionellen Methoden, Fischen dürfen. Die Taucher und Schnorchler die Apo jeden Tag besuchen als auch die dort wohnhaften Meeresschildkröten schätzen die Umweltschutzanstrengungen die Apo unter Wasser so intakt gehalten haben alle sehr.

Wenn man als Tourist ein Land abseits der abgetretenen Pfade erkunden will hat man ein Problem. Denn, wenn man sich dorthin begibt wo es laut LonelyPlanet oder der Reisebeilage der Qualitätszeitung seiner Wahl abseits der abgetretenen Pfade ist, dann hat man schon verloren. Wenn es der Reisejournalist, der wahrscheinlich auf Kosten eines Reiseveranstalters hingefahren ist, erfährt wie unberührt es wo ist, dann wars das auch schon mit der Unberührtheit. Man trifft dort dann hauptsächlich Backpackertypen, die sich beim Biertrinken gegenseitig erzählen was für tolle individuelle Reisende sie sind. Aber hier, werter Leser, liest Du das wirklich zum ersten Mal: Mabinay im Landesinnere von Negros ist ein freundlicher kleiner Ort mit einem interessanten Markt und ganz tollen Tropfsteinhöhlen. Ich war sicherlich nicht der erste ausländische Tourist der Mabinay besucht hat, aber zu dem Zeitpunkt meines Besuches, wie mir schien, der einzige.

Mabinay ist drei Stunden mit dem Bus von Dumaguete entfernt, die letzte Stunde davon entlang sich auf die Berge hinaufwindender Straßen. Am Markt gibt’s Sachen zu kaufen die man sonst, auch in den Philippinen, selten sieht, wie die sonst eher in entfernten Mikronesien im Zentralpazifik beliebten Beetlenüsse. Diese Nüsse bricht man vor dem Genuss auf, dann kommt etwas Kalkpulver in die Nuss hinein, und am Schluss wird das ganze mit einem Minzeblatt umwickelt. Beim Kauen sondert diese Nuss dann eine Substanz ab, die etwa so wie Kaffee aufputscht. Wer nicht auf ungewöhnliche neue Drogen umsteigen will findet auch erstklassigen lokal angebauten Kaffee, und um die Aufputschmittelselektion abzurunden, lokal angebauten Tabak.

Lingganay sa Mabinay

Aber die wirkliche Attraktion von Mabini sind die Tropfsteinhöhlen. Etwa 20 Minuten mit dem Bus von der Ortsmitte entfernt findet sich ein Parkplatz und ein unspektakuläres Rezeptionsgebäude ohne, um neun in der Früh, eine Höhlenrezeptionistin. Der Opa aus der Gemischtwarenhandlung nebenan beantwortet die Frage nach einem Flaschenöffner für das soeben bei ihm erstandene Cola damit, indem er die Flasche mit seinen Zähnen aufmacht und grinst. Aber wenig später kommt jemand von der Höhlenverwaltung vorbei, und wir kriegen eine Lampe & Helm, und los geht es. Durch einen kleinen Wald mit wildem Kaffeebäumen und einer gelegentlichen Kuh auf einer Lichtung hindurch geht es zu den Höhlen: Steinerne Kathedralen, mit massiven Stalaktiten und Stalagmiten, manche davon hohl sodass man sie als Xylophon zum Musikmachen verwenden kann. In den tieferen und dunkleren Höhlen sorgen schlau positionierte Lichter für ein geologisches Schauspiel. Die bizarren Felsformationen wird man nicht so schnell vergessen.

Die letzte Station auf meiner Visayasreise ist Bohol, in 2 Stunden von Dumaguete aus mit dem Boot zu erreichen. Die Hauptartaktion der Insel für mich als Biologen ist Carlito syrichta, der philippinische Tarsier, oder Koboldmaki. Es handelt sich um eine der kleinsten Affenarten weltweit, und um eine Art, die sich ganz früh vom gemeinsamen Stammbaum aller Affen abgespalten hat, nur kurz nach den in Madagaskar lebenden Lemuren. Die Koboldmakis sind nachtaktiv, was man an den, im Vergleich zur Kopfgroße, riesigen Augen sieht. In wirklich freier Wildbahn kommen die Koboldmakis zwar noch vor, sind aber wegen ihrer Tarnung und kleinen Körpergröße schwer zu finden. Deswegen besucht man diese Tiere am bestem im Tarsier Sanctuary, wo etwa hundert von ihnen in einem großen eingezäunten Gelände leben. Die Koboldmakiführer wissen wo sich die kleinen Affen verstecken und zeigen den Handyfotografen aus aller Welt wo sich diese, tagsüber rastend, am Bambus festhalten. Der Leiter des Tarsier Sanctuary ist ein Herr Carlito, nachdem die die Koboldmakiforscher die Spezies, Carlito syrichta, benannt haben.

Es scheint, als ob die allerersten Affen die in der frühen Erdneuzeit, vor etwa 55 Millionen Jahren, durch die Tropenwälder Chinas geklettert sind den heutigen Koboldmakis sehr ähnlich waren – bis auf die großen Augen. Diese Uraffen, also die gemeinsamen Vorfahre von Koboldmakis, Gorillas, Pavianen und von uns Menschen waren in etwa tagaktive Koboldmakis.

Ein Tarsier, der etwas wie ein schlecht rasierter Cousin von Yoda aus „Starwars“ aussieht

Der Tourismushub Bohol’s ist Alona Beach, ein geschäftiger Strandort in Panglau, einer kleineren Insel vor Bohol’s Hauptstadt Tagbilaran. In Alona sind eine menge netter Strandcafes, Restaurants, Cocktailbars und Tauchshops zu finden. Es gibt Eis mit Durian- und Kokusnussgeschmack. Hier macht es Spaß, am Abend den Strand entlang zu flanieren. Nein, die Philippinen sind nicht nur eine „Sex Tourismus Destination“, wie der halbgebildete Asien-Nichtkenner zu wissen glaubt. Aber, ja, man sieht in Alona graubärtige Herren mit Bierbauch und zierlichen Mädels Anfang-Mitte 20 im Arm. Und, nicht alle „Mädels“ sind auch wirklich Mädels. Eine Gruppe koreanischer Finanzprüfungsangestellter mit ordentlichen Polohemden und braven Frisuren haben mit den Ladyboys neben sich Spaß. Einer der Ladyboys ist – was für ein Zufall! – einer meiner früheren Nachbarn aus der Zeit in der ich in Cebu als Tauchlehrer aktiv war. „Klauseeee“ ruft er mir über die Strandpromenade hinweg freundlich entgegen. Ich finde es immer nett alte Bekannte zu treffen, allerdings hoffe ich dass durch diese überschwengliche Begrüßung die ladyboybegeisteren Finanzprüfungskoreaner nicht eifersüchtig werden!

Es ist auch in Bohol nicht zu übersehen dass es immer mehr Koreaner als Touristen in die Philippinen zieht. Wie der bundesdeutsche Reisende in den 60ern, bevor der teutonische Gaumen internationaler wurde, isst der Koreaner in der Ferne auch gerne das was daheim auf den Tisch kommt. Mir persönlich erschließt sich der Gedanke zwar nicht, zu verreisen um sich dann die (kulinarische) Heimat zurückzuwünschen, aber ich bin deswegen über den koreanischen Biedersinn erfreut, weil ich koreanisches Essen äußerst schätze. Diese rote Farbe und ungewöhnliche Schärfe! Diese tollen Gemüsen! Grillfleisch mit Charakter!

Es ist Zeit für die Heimreise. Eine weitere Fährenfahrt bringt mich zurück zum Ausgangspunkt einer Reise nach Cebu City. Nur eine kurze Überfahrt von einer Insel mit Regenwald mit seltenen Zwergaffen entfernt bin ich wieder in einer Metropole in der bei jedem Besuch neue Hochhäuser die Straßen säumen. Die Abflugtafel am Flughafen in Mactan zeigt Flüge nach Ilo Ilo, Manila und Davao, aber auch zu internationalen Destinationen wie Hong Kong, Singapur und Seoul an. Die Philippinen werden mich sicher bald wiedersehen.

In diesem schönen Buch von Stefan Baehr habe ich ein Kapitel beigetragen. Tolle Beschreibungen vieler betauchbarer Wracks in den Philippinen, plus ein guter Reiseführer und eine Einführung in die Landesgeschichte:

Neu von mir im Felicitas Hübner Verlag:

Gehirn Extrem!

Reiseinformationen

Anreise: Philippines Airlines und Cebu Pacific fliegen beide den Mactan International Airport, eine Brücke von Cebu City entfernt, an. Mactan ist international von Seoul, Taipei, Kuala Lumpur und Hongkong zu erreichen, innerhalb der Philippinen von Manila und einer größeren Anzahl regionaler Flughäfen aus.

Evolution Diving in Malapascua ist eines der Top-Tauchcentern der Philippinen mit Ausbildung und Unterstützung für technisches Tauchen und für Kreislauftauchgeräte, eine kurze Bootsfahrt von Malapascua’s berühmten Fuchshaien entfernt.

Unterbringung: In Cebu, Negros und Bohol finden sich Hotels und Pensionen aller Preisklassen, von den Luxushotels inklusive Casino in Mactan bis zu preiswerten Pensionen und Backpackerunterkünften. Zur Hochsaison um Weihnachten herum sollte man im Voraus buchen, genau wie zum „Sinulog“ Festival Ende Januar in Cebu City.

Gesundheit: Durchfall (Hände waschen!) und Sonnenbrand (Hut, lange Ärmel und Sonnencreme!) sind die größten Geißeln des Philippinenreisenden. Es ist auch vor dem Mopedfahren auf den unebenen Straßen zwischen Einheim mit chaotischen Verkehrsmanieren zu warnen, man sieht zu viele Touristen mit daher rührenden schmerzhaften Abschürfungen und gebrochenen Gliedmaßen. Die medizinische Versorgung in den Philippinen ist gut, und die Ärzte sprechen ausgezeichnetes Englisch. Cebu City hat mit dem Cebu Doctor’s Hospital und Chung Hua zwei ausgezeichnete Krankenhäuser die sich auch in Mitteleuropa nicht verstecken müssten. Auf kleineren Inseln wie Malapascua sollte man sich bewusst sein dass einen eine Bootsfahrt (bei schlechten Wetter eventuell nicht jeden Tag möglich) von medizinischer Versorgung trennt.

Sicherheit: Im allgemeinen sind die Philippinen ein sicheres Reiseland. Die islamistisch-politische Gewalt über die man gelegentlich liest beschränkt sich auf fünf Provinzen in Mindanao im Südwesten, weit von den im Artikel beschriebenen Visayas entfernt. Cebu City hat wie jede Großstadt Gegenden die man bei Dunkelheit besser meiden sollte (das Stadtzentrum und die „Squatter Areas“), aber im Allgemeinen muss man ausser vor eher seltenen Taschendiebstählen und dem überhöhten „Ausländer-Preis“ in Taxis keine Angst vor Kriminalität haben. Am Land, wo man sich im Dorf gegenseitig kennt ist es ganz generell sehr sicher.